Rhododendrenblüte im Park vom Schloss Hollenegg

Manche Orte tragen unser Herz schon lange, ohne dass wir es richtig merken. Für mich ist Schloss Hollenegg so ein Ort. Als Kind war ich oft dort – an der Hand meiner Eltern, den Blick staunend nach oben zu den riesigen Bäumen, die aus aller Welt stammen und doch ganz selbstverständlich hier Wurzeln geschlagen haben. Es war ein stilles Abenteuer, durch diesen Park zu streifen, in dem alles ein bisschen größer, älter und geheimnisvoller war als anderswo.

Der Park ist jetzt kaum zwanzig Minuten Autofahrt von meinem Zuhause entfernt und ich bin oft dort.

Das Schloss selbst wirkt wie ein Dornröschenschloss: still, würdevoll gealtert, voller Geschichten und leiser Schönheit. Seit über 850 Jahren bewohnt, lebt es heute als privates Zuhause ebenso wie als Ort für Kunst, Design und botanische Entdeckungen weiter.

Im Mai ziehen mich nicht die wunderschönen Bäume in den Garten, nicht das Schloss, sondern die Blüte der Rhododendren.

Die Wiesen sind dann weich vom Frühling, das Licht spielt durch die alten Baumkronen, und zwischen allem leuchtet ein Meer von Blüten: zartes Rosa, leuchtendes Violett, reines Weiß, strahlendes Gelb. Es ist ein Farbenfest, das den ganzen Park verzaubert. Die großen, alten Rhododendren, die wohl schon lange vor meiner Kindheit dort standen, wirken wie vertraute Freunde, die jedes Jahr aufs Neue ihr schönstes Kleid anlegen.

Ich gehe dann langsam, lasse mir Zeit. Jeder Schritt ist ein Wiedersehen, jeder Duft ein Gruß aus der Vergangenheit. Der Park ist gewachsen, ich bin gewachsen – und doch ist alles so vertraut geblieben. Vielleicht ist es genau das, was mich so rührt: dass dieser Ort mich immer wieder willkommen heißt, ganz ohne Worte.

Wenn ich dann auf einer der verwitterten Bänke sitze, höre ich das Summen der Bienen, das Flüstern der Blätter, und manchmal auch das Echo von Kinderschritten, das irgendwo tief in mir nachklingt. Es ist ein leises Glück, das sich nicht erklären lässt – nur fühlen.

So ist es jedes Jahr im Mai: Die Rhododendren blühen – und mit ihnen Erinnerungen, die lebendig bleiben wie der Duft dieser stillen Tage.

Und weil mein Herz nie ganz loslassen wollte, habe ich mir zu Hause einen kleinen Rhododendrongarten angelegt – als stille Erinnerung an meine Kindertage im Schlosspark von Hollenegg. Jedes Jahr kaufe ich mir einen neuen Rhododendron oder eine Azalee dazu. Es ist kein großer Bereich, eher ein stilles Eckchen im Garten, das mit jedem Jahr ein wenig mehr zum Blühen erwacht. Hier, in etwas höherer Lage, brauchen die Blüten länger. Während in Hollenegg der Mai schon leuchtet, warten meine Pflanzen noch auf ihren Moment. Doch gerade dieses Warten hat etwas Schönes – es lässt mich zweimal im Jahr staunen: erst dort, dann hier. Zwei Orte, verbunden durch Blüten, Erinnerungen und ein leises Glück.

Liebe Grüße

Tom

Wer die Rhododendronblüte im Schlosspark Hollenegg erleben möchte, sollte am besten Anfang bis Mitte Mai kommen – je nach Wetterlage variiert der Blühzeitpunkt leicht. Der Park ist frei zugänglich und hat täglich geöffnet; das Schloss selbst kann man nur im Rahmen einer Ausstellung besuchen - im Mai findet regelmäßig eine Design-Ausstellung statt. Und wer nach dem Schlossbesuch zufällig noch ein bisschen durch die Gegend spaziert – mein Garten ist nicht weit. Er ist kleiner, höher gelegen, und mit leicht verspäteter Blütezeit, aber dafür blüht dort eine sehr selbstbewusste Azalee mit orangefarbenem Tigermuster.

Kommentare

  1. Lieber Tom,
    das hört sich nach einer schönen Kindheit an, ich mag es, wenn man Orte besucht, die einen schon das Leben lang begleiten.
    Und dann im eigenen Garten das Ganze in Klein nachzupflanzen, wie schön ist das denn?
    Die weiße Tiger Azalee finde ich besonders schön.
    Hab einen sonnigen Abend, lieben Gruß
    Nicole

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  2. Servus Tom, Schloss Hollenegg ? wird gleich gegoogelt wo das genau liegt. Ich mag Schlossparks sehr gerne, auch die alten Mauern und riesigen Tore sind märchenhaft schön. Das alles ist bestimmt eine schöne Kindheitserinnerung für dich.
    LG aus Wien

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  3. Das Schloss und der Park sehen wirklich sehr märchenhaft aus. Schade, dass ich so selten in die Ecke komme.

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  4. Lieber Tom,
    dein Beitrag geht mir ans Herz, so berührend. Wunderbare Schlossgeschichten, Bäume und Rhododendren deiner Kindheit. Wie schön, dass du dir diese Erinnerungen in den eigenen Garten gepflanzt hast. Die Azalee mit dem orangefarbenen Tigermuster ist fantastisch!
    Liebe Grüße
    Ingrid

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  5. Große alte Bäume und so riesige, reich blühende Rhododendren! Wunderschön. Orte der Kindheit geben immer so ein vertrautes, sicheres Gefühl.
    Schön, dass dieser Ort Dir so nahe ist
    Liebe Grüße
    Nina

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  6. Diese riesigen Büsche sind ja eine Pracht und toll, wenn man sich solche Erinnerungen in den eigenen Garten holen kann, nicht wahr ?

    Dieses Schloss verführt ja zum Lustwandeln ...

    Herzliche Grüße
    aus dem Taunus
    von Anke

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