Call me Mr. Kranz

Ich hätte nie gedacht, dass es mal so weit kommt. Dass ich von Freunden nicht mehr mit Namen angesprochen werde, sondern mit Mr. Kranz. Ja. Bin ich. Und ehrlich gesagt: Ich steh dazu.

Es fing harmlos an. Ein paar Zweige nach dem Rückschnitt, ein bisschen Draht, und der Gedanke: Warum wegwerfen, wenn man daraus etwas machen kann?

Der erste Kranz war schief. Der zweite war noch schiefer. Und der dritte… na ja, sagen wir, er hatte Charakter.

Aber mit jedem Versuch wurde es besser.

Auf Instagram habe ich einen simplen, aber genialen Tipp gesehen, wie man Kränze besonders schön rund bekommt – und zwar ganz ohne Fluchen oder verkantete Äste: Man nimmt einen großen Eimer oder Blumentopf, füllt ihn mit Schnittgut (zB Birkenzweige, Weide, Lavendel), lässt in der Mitte ein Loch frei, sodass eine Kranzform entsteht – und beginnt dann, die äußeren Zweige mit Draht zu fixieren, rundherum. Das Ganze ergibt ganz nebenbei eine stabile Basis und ist viel einfacher als das lose Wickeln in der Luft.

Die Hände lernten, was der Draht aushält. Die Augen lernten, was „rund“ wirklich bedeutet. Und mein Garten lernte, dass bei mir kein Ast sicher ist.

Woraus ich Kränze mache?

– Birkenzweige (die Klassiker – biegsam, freundlich, verzeihen viel)

– Salweide (weich, flauschig, perfekt im Frühling)

– Lavendelstängel (duften wie Urlaub)

– Hortensienblüten (ideal für den großen Auftritt)

– Weinranken (wild, eigenwillig – sehr zufrieden, wenn man sie lässt)

– Und alles, was sich irgendwie um sich selbst wickeln lässt, ohne gleich zu brechen

Wann ich Kränze mache? Immer.

Im Frühling, wenn die Weide austreibt.

Im Sommer, wenn der Lavendel geschnitten wird.

Im Herbst sowieso – Hortensien, Hopfen, Hagebutten… das reinste Paradies.

Und im Winter? Tannengrün, Eukalyptus, Beeren. Ich sag’s mal so: Ich hab mehr Jahreszeitenkränze als Türgriffe.

Warum ich es liebe:

– Weil es beruhigt

– Weil es verbindet (sogar widerspenstige Zweige)

– Weil es immer gelingt – manchmal sofort, manchmal beim zweiten Anlauf

– Und weil so ein Kranz einfach immer geht: als Geschenk, am Tisch, an der Wand oder ganz klassisch an der Tür.

Also ja – Call me Mr. Kranz. Und wenn du mal ein paar schöne Zweige übrig hast – du weißt, wo du mich findest.

Nicht gebunden, dafür gesteckt – ein Kranz aus Hauswurz. Für dieses Arrangement habe ich einen Adventskranzring aus dem Abverkauf verwendet. Statt traditionell zu binden, habe ich die verschiedenen Hauswurzarten in nasser Erde – fragt nicht, es war ziemlich matschig – einfach in die Vorrichtungen gesteckt. Die Mischung aus grünen und rötlichen Rosetten bringt Struktur und Farbe – ganz ohne großen Aufwand!

Herzliche Grüße

Tom